Schrift-Hack: Methoden und Strategien für bessere Texte

Spannende und tolle Texte – aber keiner liest sie? Seit 5.000 bis 7.000 Jahren haben wir dieses Problem. Seit die Sumerer und andere Hochkulturen Schrift erfunden haben. Geschichten will jeder hören – aber Texte lesen?

Bessere Texte werden interessierter gelesen

Wer will Textblöcke lesen müssen?

Kurze Absätze sind spannend – sie lassen sich leichter überfliegen und erfassen.

Hingegen lange Absätze – am schlimmsten noch mit total verschachtelten Sätzen und ohne jede Gliederung, einfach nur fortgeschrieben an einem Stück – laden wenig dazu ein gelesen zu werden. Insbesondere deswegen sind Gesetzestexte und Romane diejenigen Schriftstücke, die wir am schnellsten wieder weglegen. Übertrieben lange, geradezu schwülstige und niemals enden wollende Satzkonstrukte oder nichts sagende, lächerlich sich in die Länge ziehen, einfach nur unglaubwürdige Aufzählungsreihen locken nicht dazu ein, weiterzulesen.

Oder haben Sie den oberen Absatz tatsächlich komplett durchgelesen?

Beispiel an Comics und Bauanleitungen: Für Nützlichkeit schreiben

Egal ob ich eine wissenschaftliche Hausarbeit schreibe, Online-Artikel perfektioniere oder eine Geburtstagskarte schreiben will: Wie nützlich ist das, was ich schreibe?

Und: Kann ich mich nicht kürzer fassen? Bauanleitungen oder Comics kommen mit wenigen Wörtern aus, um eine Geschichte zu erzählen oder eine Anleitung zu geben. Comics oder Graphic Novels sind so genannte Sprache-Bild-Texte.

In der Bildlinguistik, einem Unterbereich der Linguistik, werden Comics genauso wie mittelalterliche Prachtbände dahingehend untersucht, wie Text- und Bildbestandteile aufgebaut sind, wie sie sich ergänzen und wozu das eine wie das andere jeweils eingesetzt wird.

Ein Bild kann ermutigen…

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Ein Bild kann Sehnsüchte erzeugen…

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Bilder sollten aber immer nur ergänzen. Im Zentrum sollte immer der informationelle Mehrwertstehen.

Ganz wichtig am Anfang: Für wen schreibe ich?

Die Zielgruppe macht den Großteil dessen aus, wie ein Text geschrieben wird: Ist es ein Professor, ein Kunde oder sogar Google? Der Bereich Suchmaschinenoptimierung (SEO) beeinflusst immer stärker, wie Texte geschrieben werden.

Als Autor schreibe ich aber schlussendlich immer für Menschen. Auch bei Online-Texten, wie diesem hier, ist der menschliche Leser das Ziel. Selbst der Google-Algorithmus lernt dazu und liest seit einigen Jahren menschlicher. Google will damit verhindern, dass bestimmte Leute ihre Suchmaschine mit unauffälligen Methoden austricksen. Deswegen werden Elemente des Maschinellen Lernens eingesetzt, damit eine Maschine, in diesem Fall die Google-KI, lernt wie ein Mensch zu lesen.

Für menschliche Leser schreiben ist am wichtigsten. Doch was sollte ich schreiben?

Schreiben für Einsteiger: Wie schreibe ich gut?

Wenn ich gut schreibe heißt das: Ich schreibe interessant. Das geht eigentlich sehr einfach:

1. Thema raussuchen

Ein spannendes, aber vor allem relevantes Thema für meine Zielgruppe. Schreibe ich als Journalist für eine Tageszeitung? Bin ich Koch-Bloggerin? Schreibe ich an meine Oma? Das beeinflusst die anzusprechenden Themen sicher sehr.

Sowohl meine Oma als auch die Leser meines Koch-Blogs könnten neue Rezepte interessieren. Schreibe ich aber für den Gesellschaftsteil einer Tageszeitung werden meine Rezepte den Lesern herzlich egal sein.

2. Quellen finden

Wenn ich mich dann entscheide bspw. einen Rezept-Artikel zu schreiben geht es ans Recherchieren: Welche Rezepte gibt es?

3. Fakten finden

Habe ich genügend Rezepte gefunden muss ich aussortieren. Betreibe ich einen vegetarischen Koch-Blog, dann werden alle Fleischgerichte uninteressant sein.

Tipp: Beschränken hilft. Ich kann nicht jedes Thema besprechen, ich muss mich auf bestimmte konzentrieren.

4. Fakten-Check!

Habe ich mir meine Fakten, in diesem Fall konkrete Rezepte zusammengesucht, muss ich nochmals recherchieren ob die auch stimmen. Ist das Rezept, das ich gefunden habe, wirklich das einzige Kartoffelsalat-Rezept in Deutschland?

Wenn ich Fakten nicht prüfe kann ich mich schnell in die Nesseln setzen – egal ob wir in postfaktischen Zeiten leben oder nicht. Das ist immer peinlich, wenn mich andere Leute schlampiger Recherche überführen.

5. Schreiben und so lange schreiben bis es mir gefällt

Wenn ich alles andere habe, muss ich nur noch schreiben. Das ist für viele der komplizierteste Teil. Muss es aber nicht sein:

Einfach einen ersten Entwurf schreiben. Der muss noch nicht gut sein. Sonst wäre es ja kein Entwurf.

Online-Tool: Flesch-Index

Mit dem Flesch-Reading-Index lässt sich die Lesbarkeit eines Textes ermitteln. Es gibt verschiedene Tools, Software und Onlineportale wie leichtlesbar.ch, die Analysen anbieten.  Am Ende ergibt sich ein Zahlenwert. Hier einige Vergleiche:

90   bis 100 Comics
80   bis 90 Klassische Werbesprüche*
75 Bibel
60   bis 80 Werbung
50   bis 60 Boulevardzeitung
30   bis 50 normale Zeitung
20   bis 40 Anspruchsvolle Zeitung: NZZ, FAZ usw.
10   bis 20 Amtsdeutsch
10   bis 20 AGB
-20   bis 20 Fachliche Abhandlungen

Schlussendlich gilt: Schreib für Menschen

Doch alle Tipps und Listen mal bei Seite lassend: Am Ende schreibe ich immer für Menschen.

EIn guter Autor schreibt das, was er oder sie selbst gern lesen würde. Das als Maxime im Hinterkopf zu haben hilft immer.

Autor: Christian Allner

Als Schrift-Architekt hilft Christian Allner seit 2011 KMUs aus der Region Mitteldeutschland darin, Social Media besser zu verstehen. Mit verschiedenen Bildungsträgern bietet er zudem Seminare und Workshops für Unternehmen und Interessierte an. Daneben schreibt er u.a. für Selbständig in Mitteldeutschland und podcastet bei #Onlinegeister . Begeisterter Hobbykoch.

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