Arbeit mit der Transaktionsanalyse – Grundlagen zum Drama-Dreieck

In den bisherigen Artikeln habe ich die ICH-Zustände und der Lebenspositionen beschrieben. Dadurch wird die Einordnung der Rollen (Retter, Verfolger, Opfer) im Drama-Dreieck deutlich.

Das Drama-Dreieck zeigt auf, wie Konflikte entstehen und wie die selbigen zur Eskalation gebracht werden können. Entwickelt wurde es von Stephen Karpman und findet bis heute einen großen Nutzen in der Transaktionsanalyse und der Spieltheorie von Eric Berne.

Aufbau des Drama-Dreiecks

Das Drama-Dreieck besteht aus drei Rollen: dem Verfolger, dem Retter und dem Opfer. Jede Rolle ist für das Aufrechterhalten des Drama-Dreiecks fundamental wichtig, hierin steckt auch die Spieldynamik. Wenn niemand ein oder mehrere Rollen einnimmt, kann das Drama-Dreieck auch nicht weiter bestehen.
Dabei ist es nicht nötig, dass die drei Rollen durch 3 verschieden Akteure besetzt werden. Es können auch nur zwei Personen beteiligt sein, in diesem Fall nimmt einer gleich zwei Rollen ein.

Aufbau des Drama-Dreiecks ( Bild: Dagmar Kleemann)

Aufbau des Drama-Dreiecks ( Bild: Dagmar Kleemann)

Der Verfolger nimmt die Lebensposition „Ich bin OK, Du bist nicht OK“ ein und reagiert aus dem kritischen Eltern-ICH. Er neigt dazu, wichtige Dinge anzusprechen, andere zurecht zu weisen und vorwurfsvoll zu sein. Dies führt dazu, dass er arrogant und fordernd wahrgenommen wird.

Der Retter nimmt ebenfalls die Lebensposition „Ich bin OK, Du bist nicht OK“ ein. Er reagiert jedoch aus dem fürsorglichen Eltern-ICH, wodurch eine völlig andere Intention gegeben ist. Dies sorgt dafür, dass der Retter ungefragt zu Hilfe eilt, da er ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis hat und erwartet, dass die anderen das Problem ohne seine Hilfe nicht lösen können.

Das Opfer nimmt die Lebensposition „Ich bin nicht OK, Du bist OK“ ein. Es reagiert oft aus dem angepassten Kind-ICH und wirkt hilflos, kraftlos und unterwürfig. Genau diese Eigenschaften wirken wie eine Süßigkeit als Einladung für den Verfolger und den Retter.

Übung zur Selbsterfahrung bevor Du weiterliest:

Nimm Dir bitte Zeit und denke einmal über folgende Fragen nach:

1. In welchen Situationen findest du dich in der Drama-Dreiecks-Dynamik wieder? (beruflich, privat, etc.)
2. Welche Rolle nimmst du im Drama-Dreieck am häufigsten ein?
3. Woran merkst du, dass du dich gerade im Drama-Dreieck befindest?
4. Welche Sätze benutzt du, die dich einer bestimmten Rolle zuordnen?

Die Dynamik des Drama-Dreiecks

Die Herausforderung besteht darin, dass sich die Rollen gegenseitig bedingen und durch jede Reaktion und Aktion wieder in die Konfliktspirale katapultieren. Ein Beispiel aus dem Arbeitsalltag:
Der Azubi kommt ins Büro und bringt die angeforderten Drucksachen. Der Kollege, der die Drucksachen in Auftrag gegeben hat, sieht, dass die Unterlagen doppelseitig kopiert wurden, wobei er diese einseitig wollte.
Der Kollege schaut den Azubi an und meint: „Wieso muss ich dir immer alles zweimal erklären?“. Offensichtlich weiß der Azubi nicht, was gemeint ist und fragt „Warum?“. Der Kollege nimmt die Blätter und zeigt auf die zweite Seite mit dem Einwand: „Ich mache es beim nächsten Mal wieder selbst!“.
Die Sekretärin bekommt den Vorfall mit und meint: „Lieber Kollege, weshalb sind Sie denn jetzt über unseren Azubi verärgert?“

Übung zur Selbsterfahrung bevor Du weiterliest:

Nimm Dir bitte Zeit und denke einmal über folgende Fragen nach:

1. Wer nimmt hier welche Rolle ein?
2. Wie glaubst du geht die Situation weiter?
3. Würdest du wie die Sekretärin reagieren?

Nun entscheidet die Antwort des Kollegen oder die Reaktion des Azubis, ob aktiv in das Drama-Dreieck eingestiegen wird.
Es kann sein, dass der Azubi nun die Sekretärin anfährt und sagt: „Liebe Sekretärin, es ist alles gut, lassen Sie doch bitte den Kollegen in Ruhe!“. Hier entsteht ein Rollenwechsel, der das Drama-Dreieck in Gang setzt (siehe Pfeile im Inneren des Dreiecks). Das vermeintliche Opfer (Azubi) wird zum Verfolger des vermeintlichen Retters (Sekretärin). Die Sekretärin wird so vom Retter zum Opfer. Jetzt kann es sein, dass der Kollege (Verfolger) entweder in dieser Rolle bleibt und der Sekretärin unterstellt: „Was mischen Sie sich da eigentlich ein?“. Oder er zum Retter wird, der Sekretärin zu Hilfe kommt und den Azubi zurecht weist: „Sprich nicht so mit einem Vorgesetzten!“.
Keiner der Beteiligten geht aus dieser Situation mit einem guten Bauchgefühl heraus.

Der Ausstieg aus dem Drama-Dreieck

Um die Dynamik zu unterbrechen, ist es wichtig im Erwachsen-ICH zu handeln. Dies kann durch W-Fragen sehr schnell erreicht werden:

1. Welchen Arbeitsauftrag hast du verstanden und ausgeführt?
2. Wie sollten die Kopien aussehen?
3. Was soll ich beim nächsten Mal anderes erklären oder anderes machen?
4. Wie gehen wir jetzt mit der Situation um?

Ein Ausstieg ist an jeder Stelle, aus jeder Position möglich. Hierbei sind die Lebenspositionen wichtig. Statt Geringschätzung, Überschätzung oder Ausblendung eigener Schwächen ist es meine Aufgabe, offen zu bleiben und mich selbst sowie andere Personen wertzuschätzen „Ich bin OK, Du bist OK“.

Autor: Dagmar Kleemann

Dagmar Kleemann arbeitet seit 2009 als Trainerin & Coach. Seit 2012 leitet sie ihre eigene Kommunikationsfirma KLEEMANN-TTC, in der sie sich auf Transaktionsanalyse spezialisiert hat. Ihre Schwerpunkte liegen auf den Themen Teamkommunikation, Konfliktmanagement und Zeit- und Selbstmanagement. Hierbei kommen ihre Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen wie etwa Verwaltung, Existenzgründer, Schulen, klein- und mittelständische Unternehmen.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (3 votes, average: 4,33 out of 5)
Loading...

Leave a Reply