Wie ich mit der Transaktionsanalyse arbeite – Die Grundlagen der ICH-Zustände

Meine Aufgabe als Coach ist es, aktiv zuzuhören und die Fragen zu stellen, die dem Moment angepasst sind. Dadurch erhält der Klient die Möglichkeit, für sich eine Lösung oder Entscheidung für sein Anliegen zu finden. Hier werden dann auch die unterschiedlichen Entscheidungsmöglichkeiten, Bedenken, Ängste und Zuschreibungen betrachtet, die den Klienten von der bisherigen Lösungsfindung abgehalten haben.

Die Transaktionsanalyse geht davon aus, dass jedes Verhalten eines Menschen seinen Ursprung in der Vergangenheit hat. Zu der Zeit, in der das Verhalten angelegt wurde, hat es auch einen wichtigen Sinn ergeben, häufig sogar eine Art Überlebensgefühl gestärkt. Dieses Verhalten zeigt sich heute immer noch, auch wenn es vielleicht gar keinen Nutzen mehr hat. Genau das muss für den Klienten erst einmal sichtbar gemacht werden.

Dafür bediente sich Berne einer Aufstellung von ICH-Zuständen. Während unserer Kindheit unterliegen wir einer Vielzahl von Einflüssen. Wir werden unter anderem von unseren Eltern, Großeltern und Erziehern und Vielem mehr geprägt.

Übung zur Selbsterfahrung bevor du weiterliest:

Nimm dir einmal 10 Minuten Zeit und schreib auf, welche prägenden Sätze dir spontan einfallen oder du sogar manchmal sagst. Dies sollen Sätze sein, bei denen du im Nachgang genau weißt, dass diese von Vorbildern aus deiner Kindheit kommen (Mutter, Vater, Oma etc.). Die Sätze können auch von Literaturfiguren sein. Wenn ich an Pippi-Langstrumpf denke, dann heißt es bei mir: „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt!“

Die Sätze, die du nun aufgeschrieben hast, können drei unterschiedlichen ICH-Zuständen zugeordnet werden.

ICH-Zustände

ICH-Zustände nach Berne. Wann verhalte ich mich wie? (Bild nach Stewart & Joines (2010): Die Transaktionsanalyse. Eine Einführung. Seite 47), (Bild: © Dagmar Kleemann)

Im Eltern-ICH verhältst, denkst und fühlst du, wie du es von deinen Eltern, Großeltern und anderen Elternfiguren gewöhnt warst oder übernommen hast.

Im Erwachsen-ICH verhältst, denkst und fühlst du, in einer direkten Reaktion auf das Hier und Jetzt, in einer objektiven und realistischen Art und Weise.

Im Kind-ICH verhältst, denkst und fühlst du, wie es für dich aus deiner Kindheit bekannt war.

Für weitere Erklärungen und Beispiele empfehle ich dieses anschauliche Video Transactional Analysis 1: ego states & basic transactions oder diese Audio-Datei

Jeder von uns weiß wie es ist, z.B. den Satz „Na, aber das macht man doch nicht!“ zu hören oder sogar zu sagen. Egal ob es die Mutter war, der Vater, die Lehrerin oder der Opa. Wir neigen dazu dieses Gelernte für uns zu übernehmen und in unserer heutigen Gegenwart auch umzusetzen. Somit ist ein Teil unserer Eltern, Großeltern und Vorbilder auch wieder in uns zu finden (Eltern-Ich, kritisch oder fürsorglich).

Mein Beispiel mit Pippi-Langstrumpf entspricht dem Kind-ICH, in diesem speziellen Fall dem freien Kind. Es gibt auch das angepasste Kind, welches sich der äußeren Situation schnell angleicht. In unserem alltäglichen Verhalten wechseln wir kontinuierlich und meist sehr schnell unsere ICH-Zustände, je nachdem was wir gerade für uns als angemessen empfinden. Dabei stützen wir uns auf Erfahrungen und Situationen, die uns aus der Vergangenheit bekannt sind.

Genau diese Prägungen liegen immer in uns verankert. Jeder macht die Dinge, die er tut aus einem bestimmten Grund. Meistens sind die Menschen auch der Meinung, dass sie das richtige tun, da sie es ja nie anders gelernt haben.

An diesen Punkten setzt das Coaching an. Es wird näher beleuchtet, welche Handlungsmuster der Einzelne hat und vor allem welche Handlungsoptionen der Person zur Verfügung stehen. Im Coaching wird Wert darauf gelegt, immer das Erwachsenen-ICH zu stärken. Ich gehe also nicht in die Vergangenheit der Klienten und lasse sie diese noch einmal erleben (das wäre ein therapeutischer Ansatz). Die Klienten beschreiben stattdessen ihre Verhaltensmuster und das was sie regelmäßig tun. Meine Aufgabe liegt darin, den roten Faden zu behalten und darauf aufmerksam zu machen, ob ein Nutzen dieser Handlungsmuster im Hier und Jetzt vorliegt.

Autor: Dagmar Kleemann

Dagmar Kleemann arbeitet seit 2009 als Trainerin & Coach. Seit 2012 leitet sie ihre eigene Kommunikationsfirma KLEEMANN-TTC, in der sie sich auf Transaktionsanalyse spezialisiert hat. Ihre Schwerpunkte liegen auf den Themen Teamkommunikation, Konfliktmanagement und Zeit- und Selbstmanagement. Hierbei kommen ihre Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen wie etwa Verwaltung, Existenzgründer, Schulen, klein- und mittelständische Unternehmen.

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