Arbeit mit der Transaktionsanalyse – Grundlagen der Lebenspositionen

Viele unserer Verhaltensweisen gehen auf unsere Vergangenheit und Erziehung zurück, sie entwickeln sich über die Zeit zu unserer ganz persönlichen Weltanschauung. In meinen Coachings bildet diese die Basis für die spätere Arbeit.

Übung zur Selbsterfahrung bevor du weiterliest:

1. Wie nehme ich mein Gegenüber wahr?
2. Was empfinde ich als richtig? Was empfinde ich als falsch?
3. Wie rede ich mit anderen? (Habe ich einen entnervten Unterton? Weshalb?)

Jeder beantwortet diese Fragen anderes. Das macht uns einzigartig, ist aber gleichzeitig häufig der Grund für Missverständnisse und gegebenenfalls auch Konflikte.
Durch unsere Welt- und Lebensanschauung übernehmen wir zunehmend Überzeugungen, die uns zum einen selbst betreffen und zum anderen die Menschen, die uns umgeben. Für Berne mündete diese Annahme in vier Lebenspositionen bzw. -anschauungen, die meine Sicht auf mich und andere darstellt.

Ausprägungen der Lebenspositionen

O.K. meint hier, dass die Person, so wie sie ist, richtig ist, verstanden und akzeptiert wird. Ein Beispiel dafür ist folgender Satz: „Ich bin nicht deiner Meinung, doch ich kann nachvollziehen, warum du das denkst.“
Die Grundeinstellungen, die von den Lebenspositionen vertreten werden sind in der Tabelle abgebildet. Die Erläuterungssätze zeigen bereits, wie Menschen in bestimmten Lebenspositionen zum Beispiel mit Problemen umgehen. Es wird deutlich welche unterschiedlichen Herangehensweisen und Sichtweisen, die Lebenspositionen mit sich bringen.

Die verschiedenen Lebenspositionen und mögliche Herangehensweisen in Bezug auf Problemstellungen (Bild: © Dagmar Kleemann)

Unsere Lebenspositionen haben auch viel mit unserer Vorstellung von Selbstwert und Persönlichkeit zu tun.

Übung zur Selbsterfahrung bevor du weiterliest:

1. Empfinde ich mich selbst als O.K.?
2. In welche Position sortiere ich andere Menschen ein?
3. Was glaube ich, wie mich andere Menschen eingruppieren würden?

Es gibt keine feste Lebensposition bei der wir sagen können „nur die bin ich“. Wir können in den Lebenspositionen ständig wechseln, was wir meist unbewusst auch tun. Berne ging jedoch davon aus, dass wir uns durch unsere Weltanschauung über kurz oder lang auf eine Lieblingslebensposition, festlegen, die überdurchschnittlich häufig genutzt wird.

Übung zur Selbsterfahrung bevor du weiterliest:

1. Welche Lebensposition würdest du, ganz spontan, als passend für dich empfinden?
2. Wie viel Zeit (über den Tag oder die Woche verteilt) verbringst du deiner Meinung nach in jeder dieser Positionen?
3. Teile deine Beobachtungen einmal verschiedenen Bereichen zu: Beruf, Familie, soziales Umfeld. In welchen Bereichen gibt es welche Häufung?
4. Gibt es Situationen, in denen andere Personen dir das Gefühl geben, unterlegen zu sein (Ich bin nicht O.K.)?
5. In welchen Situationen fühlst du dich überlegen?
6. Gibt es Menschen bei denen du das Gefühl hast „Ich bin O.K. – Du bist O.K.“? Wie und wann äußert sich das?
7. Welche Lebenspositionen möchtest du ausbauen? Wie würde sich dein Verhalten dadurch ändern?

Ich erlebe es häufig, dass Klienten ohne lange nachzudenken sagen: „Ich bin in der Lebensposition „Ich bin O.K. – Du bist O.K.“. Für mich ist das sehr spannend, die direkte Reaktion meinerseits ist folglich zu fragen: „Sehr gut, dann gibt es also keine Konflikte mit dem Chef oder Kollegen und die Kooperation bei Anliegen läuft auch super?“ Darauf wird dann nicht mehr mit „Ja“ geantwortet.

Es ist ganz normal, dass ich mich auch mal als nicht O.K. empfinde oder auch andere in diese Position drücke. Wichtig dabei ist, dass ich beginne mir dies bewusst zu machen. Die Lebensposition „Ich bin O.K. – DU bist O.K.“ ist eine bewusste Entscheidung die ich treffe. Die drei anderen Lebenspositionen werden verstärkt von Gefühlen eingenommen. Hingegen ist „Ich bin O.K. – DU bist O.K.“ von Denken, Glauben und Einsatzbereitschaft getrieben. Durch diese Lebensposition stärken wir unser Erwachsenen-ICH (vgl. Artikel ICH-Zustände).

Das Coaching hilft dabei, seine eigene Lebensposition zu entdecken und auch die von anderen besser zu verstehen. Durch die Reflektion von Anliegen und Situationen kann der Klient sich besser in zukünftigen Handlungen und seinen Anschauungen orientieren. Dies trägt zur eigenen Entscheidungsfindung bei und verringert das Entstehen von Missverständnissen.

Autor: Dagmar Kleemann

Dagmar Kleemann arbeitet seit 2009 als Trainerin & Coach. Seit 2012 leitet sie ihre eigene Kommunikationsfirma KLEEMANN-TTC, in der sie sich auf Transaktionsanalyse spezialisiert hat. Ihre Schwerpunkte liegen auf den Themen Teamkommunikation, Konfliktmanagement und Zeit- und Selbstmanagement. Hierbei kommen ihre Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen wie etwa Verwaltung, Existenzgründer, Schulen, klein- und mittelständische Unternehmen.

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