Arbeit mit der Transaktionsanalyse – Grundlagen zu den Antreibern

Jeder kennt es: In unserer heutigen Gesellschaft kann es oft vorkommen, dass wir uns rastlos und angetrieben fühlen. Wir haben ja auch genügend Gründe, die es rechtfertigen, dass wir angetrieben werden. Da ist die Familie, die versorgt werden soll, der Kredit der abgezahlt werden muss, die Erwartungshaltung der anderen, die nicht enttäuscht werden darf oder auch der perfekte Job, der so nah ist, wenn ich noch dies oder jenes erledige.

Übung zur Selbsterfahrung bevor Du weiterliest:

Nimm Dir bitte Zeit und vervollständige spontan folgende Sätze:

  • Sei immer perfekt, um …
  • Mache es immer allen recht, um …
  • Sei immer stark, um …
  • Strenge Dich immer an, um …
  • Beeile Dich immer, um …

Was ist ein Antreiber?

Ein Antreiber ist eine Botschaft, die wir in unserer Kindheit für uns festgelegt haben. Dies wird auch als Einschärfung bezeichnet. Es wird ein Verhalten übernommen, von dem ich glaube, dass wenn ich es auslebe, ich von anderen mehr Aufmerksamkeit oder Liebe bekomme. Ein Beispiel wäre: Wenn ich perfekt bin und mich gut benehme, dann brüllt mich hat meine Mutter nicht an und hat mich gern.

Wie entstehen Antreiber?

Wie bereits im Artikel zu den Grundlagen der ICH-Zustände erklärt, unterliegen wir diversen Prägungen. Diese beziehen sich auch auf die Antreiber. Wir übernehmen Verhaltensweisen, Sätze und Lebenspositionen, die wir in unserer Kindheit häufig erlebt haben, wie eine Art Gebot. Die Antreiber werden zu einer Wahrheit für uns: „So ist es und nicht anders!“. Die Antreiber entstehen dabei aus Erfahrungen, die wir gesammelt haben.

Folge ich nicht dieser Vorstellung meiner Antreiber, kann es dazu führen, dass ich als Kind denke, nicht mehr geliebt zu werde. Dies verfestigt den Glauben daran, dass ich ein bestimmtes Verhalten zeigen muss, um geliebt zu werden. Der Antreiber ist geboren und wird in unserem Unterbewusstsein als eine Art „Überlebensstrategie“ verankert.

Wie sich ein solcher Antreiber manifestiert und in welcher Form er ausgelebt wird, kann bei jedem Menschen anders aussehen.

Welche Antreiber gibt es?

In der Transaktionsanalyse wird von fünf Antreibern ausgegangen, die uns regelmäßig begleiten.

  • Sei perfekt.
  • Beeile Dich.
  • Strenge Dich an.
  • Mache es allen recht.
  • Sei stark.

Diese Antreiber sind in jedem von uns vorhanden. Jeder „besitzt“ diese Antreiber, sie sind jedoch bei jedem einzelnen unterschiedlich stark ausgeprägt.

Übung zur Selbsterfahrung bevor Du weiterliest:

Bitte nimm Dir ein Blatt und beantworte folgende Fragen:

  1. Welche Vorteile bringen deine Antreiber, deiner Meinung nach, mit sich?
  2. In welcher Situation verfällst Du im Regelfall in Deinen Antreiber?
  3. Welches Verhalten zeigst du, wenn Du voll und ganz in Deinem Antreiber bist?
  4. Welche Nachteile oder auch Gefahren kannst Du Deinem Verhalten und somit auch Deinem Antreiber zuordnen?

Wie arbeite ich mit meinen Antreibern?

Zunächst ist es sehr wichtig, sich der eigenen Antreiber bewusst zu werden. Durch die vervollständigten Sätze am Anfang des Artikels, sollte schon klar werden, welcher Antreiber mir am stärksten zusagt. Im Inneren kennt jeder seinen Antreiber, doch viele haben noch nie aktiv darüber nachgedacht. Möchte ich meine Antreiber und dadurch gleichzeitig mein Verhalten aktiv ändern, brauche ich für mich einen nicht einschränkenden Gegenpol. Dabei handelt es sich um die Erlauber.

Diese definiert jeder für sich selbst. Zum Beispiel habe ich einen Perfektions-Antreiber. Jedes Mal wenn ich bemerke, dass ich in die Antreibersystematik verfalle, halte ich kurz inne und stelle mir diese Fragen: „Was bedeuten für mich 100 %? Was ist perfekt? Reicht es nicht schon, was ich bisher gemacht habe?“ Dann habe ich die Chance bewusst zu entscheiden, nicht weiter an einer Sache zu arbeiten. Meistens ist die Sache zu diesem Zeitpunkt bereits schon übererfüllt.

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Vom Antreiber zum Erlauber. Beispielsätze, die dem eigenen Antreiber entgegengesetzt werden können (Coppyright Dagmar Kleemann)

Auch in meinem „Beile dich“- Antreiber merke ich, dass ich mich selbst unter Druck setze und mir Stress mache, wo in 99% der Fälle gar keiner ist. Dann stoppe ich mich bewusst, sortiere kurz meine Gedanken und meinen Schreibtisch und arbeite eine Sache nach der anderen ab.

Es wird ersichtlich, dass es wichtig ist, zunächst einmal zu bemerken, dass ich mich gerade in meinem Antreiberverhalten befinde. Ich somit den Grundprinzipien folge, die ich im ersten Abschnitt in die auszufüllenden Sätze zu Papier gebracht habe. Wenn Du dir diese Sätze nun noch einmal vornimmst, schreibe darunter die Erlaubnisse, die du für dich damit verbindest. Mit diesen kannst du jeder Zeit arbeiten, wenn der Antreiber einmal mehr Überhand gewinnt.

Wie durch die vorher gestellten Fragen deutlich wird, gibt es auch bei den Antreibern zwei Seiten einer Medaille. Sie verschaffen uns Potenziale und mitunter auch Stärken, können zur gleichen Zeit aber auch Gefahren für uns bergen. Die Herausforderung besteht darin, vor allem die Potenziale für sich zu nutzen und in allen anderen Fällen mir selbst eine Erlaubnis auszusprechen.

Autor: Dagmar Kleemann

Dagmar Kleemann arbeitet seit 2009 als Trainerin & Coach. Seit 2012 leitet sie ihre eigene Kommunikationsfirma KLEEMANN-TTC, in der sie sich auf Transaktionsanalyse spezialisiert hat. Ihre Schwerpunkte liegen auf den Themen Teamkommunikation, Konfliktmanagement und Zeit- und Selbstmanagement. Hierbei kommen ihre Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen wie etwa Verwaltung, Existenzgründer, Schulen, klein- und mittelständische Unternehmen.

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