Eine Sprache lernen mit…Duolingo (4/8)

„App des Jahres“, „Die Besten der Besten“, „Bestes Bildungs-StartUp“ – erst gut zwei Jahre auf dem Markt, wird Duolingo mit Auszeichnungen überhäuft. Sogar Hollywoodstar Ashton Kutcher investiert in den Überflieger. Doch was macht der Dienst anders als die Konkurrenz? Wir haben uns Duolingo genauer angesehen.

Auf den ersten Blick ist Duolingo eine niedliche Sprachen-App für Kinder und Junggebliebene. Bunte Grafiken, eine einfache Menüführung und schnelle Erfolgsergebnisse machen sie für viele attraktiv. Doch auch die Forschung im Hintergrund hat einen hohen Stellenwert.

Die Idee dahinter

Die Idee zu Duolingo kam dem Informatiker Dr. Luis von Ahn etwa im Jahre 2009 in Pittsburgh, Pennsylvania. Von Ahn hatte sich zu dieser Zeit mit Crowdsourcing und seinen Projekten „CAPTCHA“ und „RECAPTCHA“ – die er dann an Google verkauft hatte – bereits einen Namen gemacht. Für Duolingo tat er sich mit seinem Studienkollegen, dem Schweizer Dr. Severin Hacker, zusammen. Ihre Vision: Jeder sollte ein Recht auf kostenlose, erstklassige Bildung haben.
Mittlerweile hat die Firma etwa 50 Mitarbeiter weltweit. Ihr Konzept scheint zu überzeugen, denn sie hat einige namhafte Investoren wie Google Capital und Ashton Kutcher an Land ziehen können.
Besonders ist, dass bei Duolingo nicht nur entwickelt, sondern auch intensiv geforscht wird. Einige Mitarbeiter haben Studien veröffentlicht. Aber auch unabhängige Wissenschaftler haben sich mit Duolingo beschäftigt. Dabei kamen Professoren der City University of New York und University of South Carolina zu dem Schluss, dass Duolingo ebenso lehrreich wie ein auf ein Semester ausgelegter Sprachkurs an einer Universität ist – vorausgesetzt, man verbringt 34 Stunden mit dem Dienst.

So geht’s

In Deutschland kann der Nutzer bei Duolingo zwischen drei Fremdsprachen wählen: Englisch, Französisch und Spanisch. Unabhängig davon, ob man die Website von Duolingo aufgerufen hat oder aber die App verwendet, hat man zunächst die Möglichkeit, einen Einschätzungstest zu absolvieren. Wer noch gar keine Vorkenntnisse hat, kann diesen überspringen und direkt mit der ersten Lektion beginnen. Praktisch: Für beide Wege ist keine Registrierung notwendig. So kann man erstmal schauen, ob einem Duolingo gefällt.
Der Einschätzungstest hält leider weniger, als er verspricht. Statt sich dem fortgeschrittenen Lernenden anzupassen, folgen sehr einfache, sich inhaltlich wiederholende Übungen aus den Bereichen Übersetzung und Hörverstehen. Danach erhält der Nutzer entgegen der Erwartung keine Einschätzung seines Sprachniveaus. Stattdessen wird ihm die allererste Lektion mit den Grundlagen angeboten. Der Test ist somit völlig nutzlos und sollte von Duolingo noch einmal gründlich überarbeitet werden.
Die Lektionen selbst sind jeweils mit einer liebevoll gestalteten Grafik versehen. Das Maskottchen des Dienstes, eine kleine Eule, befindet sich beispielsweise in Lektion 1 noch in ihrem Ei und schlüpft dann in Lektion 2. In den weiteren Lektionen finden sich unter anderem ein Wal, ein Hamburger und eine Socke, jeweils sinnbildlich verwendet für Tiere, Essen und Kleidung. Die App dürfte somit durch ihre spielerische Aufmachung etwas für die ganze Familie sein.
Das Lernen mit den Lektionen ist kurzweilig und liebevoll gestaltet. Zu Beginn erhält der Nutzer drei kleine rote Herzen, die er verlieren kann – wie die „Leben“ bei einem Computerspiel. Übersetzen und Hörverstehen wechseln sich ab, inhaltlich dreht es sich jedoch immer um dieselben Wörter. Für Anfänger sicherlich sehr hilfreich, denn so festigt sich das Vokabular. Fortgeschrittene dürften sich schnell langweilen. Immerhin gibt es für diese Lerngruppe einen speziellen Test namens „Freitesten“. Das Versprechen: Durch erfolgreiche Absolvierung soll der Nutzer das jeweilige Kapitel überspringen können. Dieser ist jedoch wie der Einschätzungstest offenbar nicht auf fortgeschrittene Nutzer ausgelegt, denn trotz fehlerfreien Antworten wird man nicht zur nächsten Lektion weitergeleitet. Schade.

Vorzüge Nachteile
Etwas für die ganze Familie Nichts für Fortgeschrittene
Komplett kostenlos Keine individuelle Anpassung an das Lernniveau
Interaktiv – u.a. Antreten gegen Facebookfreunde möglich

Fakten

  • Kosten: kostenlos
  • Plattformen: Smartphone/Tablet sowie Website

Duolingo.com

Fazit

Duolingo ist aufgrund seiner einfachen, spielerischen Menüführung perfekt für Kinder und Sprachanfänger geeignet. Die Verfügbarkeit des Dienstes auf mehreren Plattformen ermöglicht ein flexibles Lernen. Für Fortgeschrittene scheint das Konzept jedoch noch nicht ausgereift zu sein.

Text: Ann-Kathrin Bertenrath. Beitragsbilder: Screenshots Duolingo, Inc, teilweise zugeschnitten.

 

Unsere Artikelreihe „Sprachen lernen“:

  1. Sprachen lernen – so klappt es ohne Frust
  2. Eine Sprache lernen mit…Nemo
  3. Eine Sprache lernen mit…Bravolol
  4. Eine Sprache lernen mit…Duolingo
  5. Eine Sprache lernen mit…Babbel
  6. Eine Sprache lernen mit…Busuu
  7. Nachhilfe auf Knopfdruck: Lernportale für Kinder
  8. Auf einen Blick: Das bringen Sprachenapps

Autor: Ann-Kathrin Bertenrath

Ann-Kathrin Bertenrath studiert Medienmanagement an der Hochschule Mittweida und ist nebenbei journalistisch tätig. Am liebsten schreibt sie über die digitalen Medien.

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